PROJEKTREPORTAGE

Krausenhöfe, Berlin

Kleihues + Kleihues haben die stark sanierungsbedürftige Rustika-Sandsteinfassade der Krausenhöfe in enger Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz wieder ertüchtigt.

Ein Raum im Raum

  • Autor: Franziska Weinz
  • Fotos: Kleihues + Kleihues, Stefan Müller, Susanne Kurz

Das Berliner Zeitungsviertel entstand Ende des 19. Jahrhunderts in der südlichen Friedrichstadt im heutigen Bezirk Mitte. Über 500 Betriebe des grafischen Gewerbes, Druckereien und Verlagshäuser hatten hier ihren Sitz. Der Textilfabrikant Stadion, Brecht & Co. errichtete in diesem Gebiet das heutige Büro- und Geschäftshaus „Krausenhöfe“ benannt nach den damals produzierten Halskrausen. Von 1910 bis 1911 von den Architekten Regierungsbaumeister Dernburg und Hofbaumeister Bohm erbaut, füllt der Komplex mit zwei Vorderhäusern, einem Quergebäude und vier Seitenflügeln den Zwischenraum zwei parallel liegender Straßen aus. Im Laufe der Zeit wurde das Gebäude von diversen Firmen genutzt (u. a. Scherl-Verlag, Universum Film Agentur, Deutsche Film AG, Landesdenkmalamt) und überstand als eine der wenigen Bauten in der Umgebung den Zweiten Weltkrieg.

In den letzten 20 Jahren vor der Sanierung standen die Krausenhöfe leer. Die Bausubstanz war stark sanierungsbedürftig: Unzählige Löcher im Boden verdeutlichten die Baufälligkeit, Graffitikünstler hatten sich auf den Wänden verewigt und Füchse, Tauben und Ratten hatten hier Schutz gesucht. Mitten in Berlin war dies ein verstecktes Biotop. Der Projektentwickler Mitte Management kaufte das Gebäude und beauftragte das Architekturbüro Kleihues + Kleihues 2013 mit dem Grundausbau der 16.500 Quadratmeter BGF, verteilt über sechs Geschosse. Als Mieter fand sich neben Amazon ein Unternehmen aus Berlin, das rund 5.000 Quadratmeter BGF über sechs Geschosse bezog. Für die Gestaltung der Fläche wurde ein Wettbewerb ausgelobt, welchen das Innenarchitekturbüro Falkenberg aus Düsseldorf gewann.

Jan Kleihues, Heike Falkenberg

 

Kleihues + Kleihues haben die stark sanierungsbedürftige Rustika-Sandsteinfassade der Krausenhöfe in enger Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz wieder ertüchtigt.

Kleihues + Kleihues setzten sich während der Sanierung von 2013 bis 2015 für die Erhaltung und Aufwertung der Charakteristika des historischen Bestandes sowie der vorhandenen architektonischen Struktur ein. Die denkmalgeschützte Rustika-Sandsteinfassade wurde ertüchtigt und saniert, sie wirkt durch eine Bossierung im Erdgeschoss und ein striktes Fassadenraster in den Obergeschossen monumental. Die hell glasierten Vormauerziegel in den Innenhöfen mussten ebenfalls originalgetreu wiederhergestellt werden. Im Innenraum standen bestimmte Bereiche wie die Treppenhäuser oder die heutige Cafeteria (Wandfarben, Stützen) unter Denkmalschutz. Zusätzlich wurden neue Dachterrassen in den Vorderhäusern und dem östlichen Seitenflügel geschaffen.

Der denkmalgeschützte Eingangsbereich der Krausenhöfe wurde behutsam saniert.

 

Im Schnitt ist deutlich erkennbar, wie die Gebäudeflügel zwei große Innenhöfe schaffen.

Betritt man heute die Räumlichkeiten des Berliner Unternehmens, ist nichts mehr von der ursprünglichen Baufälligkeit zu sehen, Falkenberg hat Raumskulpturen mit Erinnerungscharakter geschaffen: Großformatige Fotos zeigen die Innenräume vor der Sanierung, Cortenstahl dient punktuell als Wandverkleidung er versprüht einen maroden Charme und in den Obergeschossen liegt das Bestandsmauerwerk frei, auf dem Graffiti erhalten blieben.

In der denkmalgeschützten Cafeteria hat die Lichtkünstlerin Paula Sekles Lichtrahmen geschaffen, die an die frühere Wandverkleidung des Raumes erinnern.

„Die Raumskulpturen sind das Ergebnis der Umsetzung unserer Vision – Arbeiten in der Zukunft – in Kombination mit Wärme, Wohlfühlen und Rückzug.”

Heike Falkenberg, Falkenberg Innenarchitektur, Düsseldorf

Der Lageplan der Krausenhöfe.

Das innenräumliche Konzept sieht eine klassische Aufteilung nach Funktionen vor. Dienende und bedienende Räume sind je nach Anforderung der Mieter platziert. Falkenberg strukturiert die Großraumbüros durch Zonenbildung: Die Arbeitsflächen werden in regelmäßigen Abständen durch sogenannte Fokusräume und gläserne Loungebereiche aufgelockert. Die Cafeteria, die Büroküche und die gläsernen Eckbüros ergänzen das Konzept. So wird eine Mischung aus offener Arbeitsweise und Rückzugsorten geschaffen. Letztere sind gleichzeitig Wohlfühlorte: In den Fokusräumen setzt Falkenberg warme Materialien wie Holz und Textilien ein, ergänzt durch stimmungsänderndes Licht. So wirken Schreibtisch und Sofa gemütlich: ein Raum im Raum. Der Wohlfühlcharakter wird unterstützt durch vertraute Möbel aus dem vorherigen Büro, wie die Sitzgelegenheiten in der Cafeteria, und das Lichtdesign von Paula Sekles: In großen, abgehängten „Segeln“, die seitlich indirektes Licht abgeben, über den Arbeitsplätzen ist die gesamte Technik integriert. Mittig läuft ein direktes Lichtband über den Bewegungszonen und gliedert die Raumstruktur. Die Segel-Konstruktion ist zusätzlich akustisch wirksam.

Lichtbänder, die entlang des Bodens an den freigelegten Backsteinwänden nach oben strahlen, geben den Arbeitsräumen eine angenehme Atmosphäre.

Falkenberg war es besonders wichtig, die Perspektive in den Räumen zu betonen, man hat stets einen freien Blick entlang des offenen Flurs – erst diese Mittelachse macht die Verkettung der Bereiche so großzügig. Das durchgängige Eichenparkett verstärkt diese Wirkung noch. Im Konferenzbereich fällt der Blick auf die mit Grünpflanzen bestückte Wand, die den Hauptkonferenzraum und Flur überspannt und sogar bis auf die Dachterrasse läuft. Sie schafft im Gegensatz zur Vergänglichkeit des Cortenstahls Lebendigkeit.

Die GROHE Blue Wasserstation spart Lagerflächen, Geld und Logistik.

Gemeinsamer Treffpunkt ist die große Küche. Dem Wunsch der Mitarbeiter des Unternehmens, das Berliner Wasser nachhaltig zu nutzen, konnte man durch den Einbau der GROHE Blue Wasserstation gerecht werden. Falkenberg entwarf hierfür ein Möbel – einen Wasserport –, in dem ein Kühlschrank, Karaffen, Gläser, Licht und Leitungen untergebracht sind. Lagerflächen, Kosten und Logistik, die man durch GROHE Blue spart, sind enorm, das kann Falkenberg aus Erfahrung mit anderen Projekten bestätigen: „Es ist schon Wahnsinn, was manchmal so eine kleine Idee ausmacht. In dem Moment, in dem man sie entwickelt, ist einem vermutlich gar nicht klar, welchen (Geld-) Wert diese hat“, so Heike Falkenberg. Hier und in vielen anderen Bereichen hat Falkenberg sehr eng mit den Mitarbeitern entworfen, diskutiert und konzipiert. Und immer wieder Fragen gestellt: Was braucht ihr zum Entspannen? Was zum Arbeiten? Dies zeugt von Wertschätzung, schafft Authentizität – doch ein einfühlsamer Entwurf kostet auch viel Zeit. Dass dieses Konzept dennoch aufging, sieht man der individuell auf den Nutzer abgestimmten Gestaltung bis ins Detail an – und den Folgeaufträgen auch.

Architekten

Architekten

Kleihues + Kleihues Gesellschaft von Architekten mbH
Helmholtzstraße 42
10587 Berlin
www.kleihues.com

Innenarchitekten

Falkenberg – Innenarchitektur, Design, Consulting
Benrodestraße 18
40597 Düsseldorf
www.falkenberg.de.com

 

Das Büro Kleihues + Kleihues ist ein im Leistungsspektrum Architektur, Städtebau, Innenraumgestaltung und Landschaftsplanung international agierendes Architekturbüro. Es ging aus dem 1996 vollzogenen Zusammenschluss der Büros Josef Paul Kleihues (1962) und Jan Kleihues (1992) hervor. Standorte sind Berlin, Münster und Oslo. Seit dem Tod von Josef P. Kleihues führen Norbert Hensel und Jan Kleihues als geschäftsführende Gesellschafter das Büro fort. Kleihues + Kleihues arbeiten für private und öffentliche Bauherren in allen Leistungsphasen. Das Büro ist spezialisiert auf komplexe Bauvorhaben im Kultur- und Museumsbau, Büro- und Wohnungsbau sowie Bauten in den Bereichen Lehre und Forschung, Handel, Gastronomie und Gesundheit. Als herausragendes Qualitätsmerkmal von Kleihues + Kleihues gilt, Entwürfe aus dem kulturellen Zusammenhang zu entwickeln und die spezifischen Eigenschaften des jeweiligen Ortes zu reflektieren. Funktionsbezug und Alterungsfähigkeit sind für das Büro die Grundvoraussetzung eines verantwortungsvollen ökonomischen wie ökologischen Umgangs mit vorhandenen  Ressourcen.

 

Heike Falkenberg ist Inhaberin des Büros Falkenberg für Innenarchitektur, Consulting und Design. Von 1999 bis 2011 etablierte und leitete sie die Abteilung Innenarchitektur im Büro Rhode, Kellermann, Wawrowsky (RKW) Architektur und Städtebau zunächst als Projektleiterin, dann als Geschäftsführerin und Partnerin. Der Auf- und Ausbau des eigenen Büros erfolgte schrittweise seit 2009 – zunächst parallel zur Tätigkeit bei RKW. Heike Falkenberg ist seit 2011 Lehrbeauftragte an der Peter Behrens School of Architecture, Düsseldorf. Zehn gewonnene Wettbewerbe, der zweite Deutsche Innenarchitekturpreis und zahlreiche durchgeführte Großprojekte zeugen vom Erfolg des von ihr geleiteten Teams. Ein weiterer Schwerpunkt liegt im Design, im Entwurf und in der Entwicklung bis zur Serienreife von Möbeln und Objekten. Falkenberg steht für Funktionalität, Klarheit und Reduktion.

Projekte

Kleihues + Kleihues Gesellschaft von Architekten mbH

2016 Zentrale des Bundesnachrichtendienstes, Berlin
2015 Büro- und Verwaltungsgebäude Pappelallee, Potsdam
(Arbeitsgemeinschaft mit platena)
2014 Kröpcke Center, Hannover
2013 Haus am Max-Reinhardt-Platz, Berlin

 

Falkenberg – Innenarchitektur, Design, Consulting

2016 AKRIS Boutique, Düsseldorf
2016 Unternehmensberatung, Köln
2016 Ernst & Young, Düsseldorf
2015 Ostseehotel, Dierhagen
2015 Unternehmensberatung, Berlin

 

 

Produktinformationen

Grohe Blue Mono supersteel (DC0 supersteel), Essence E: Hohe Wirtschaftlichkeit und anspruchsvolles Design gehen beim innovativen Wassersystem GROHE Blue Mono mit der edlen Supersteel-Oberfläche in der Büroküche Hand in Hand. Dasselbe gilt für die berührungslose Armatur Essence E, die das Wasser besonders bedarfsgerecht abgibt.

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