Im Paulick’schen Duktus
- Autorin: Franziska Weinz
- Fotos: Alexander Schippel, Frank M. Orel, Marcus Ebener
Den Bau der Staatsoper beauftragte der preußische König Friedrich II., auch Friedrich der Große genannt, im Jahr 1740 bei seinem Architekten Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff, nach nur zwei Jahren Bauzeit wurde (im unvollendeten Zustand) eröffnet. Durch die Platzierung auf der Hauptachse von Berlin – Unter den Linden – und nicht wie üblich innerhalb des nahe gelegenen Schlosskomplexes entstand das erste eigenständige Operngebäude Europas als kultureller Ausdruck der Ideen der Aufklärung. Gleichzeitig bildete das neopalladianische Langhaus den Auftakt zum Bau des „Forums Fridericianum“, mit dessen Repräsentationsbauten der Monarch das bis dahin eher soldatisch geprägte Berlin zur Metropole von europäischem Rang aufwerten wollte. Der Platz wird gerahmt von der Hedwigskirche, der königlichen Bibliothek – heute die juristische Fakultät der Humboldt-Universität –, dem Prinz-Heinrich-Palais – heute das Hauptgebäude der Humboldt-Universität – und dem Opernhaus – der heutigen Staatsoper.
Nach einer langen Geschichte und zahlreichen Umbauten wird seit Beginn der Bauarbeiten im September 2010 das Ensemble aus Staatsoper, Intendanz und Probenzentrum unter der Leitung des Architekturbüros hg merz saniert. Die Planung orientiert sich am Gestaltungskonzept von Architekt Richard Paulick, der die Staatsoper nach dem Krieg im Sinne von Knobelsdorff von 1952 bis 1955 wiederaufbaute.
Ein wichtiger Aspekt der Sanierung war es, die Nachhallzeit im Zuschauerraum der Staatsoper zu verbessern. Möglich war dies über eine Erhöhung des Raumvolumens von 6.500 auf 9.500 Kubikmeter. Die fehlenden 3.000 Kubikmeter konnten nur durch das Anheben der Saaldecke erreicht werden, hierfür wurde das alte Dachtragwerk demontiert und durch eine schlankere Konstruktion ersetzt. So blieb die Gebäudekubatur erhalten und das Forum Fridericianum wurde nicht gestört. Durch die Erhöhung des Raumvolumens hat sich die Tektonik des Raumes verändert, daher haben hg merz das Proszenium in seinen Proportionen angepasst und die neue Nachhallgalerie über dem Zuschauerraum entworfen, sie wurde aus dem Paulick’schen Formenrepertoire abgeleitet. Der Zuschauerbereich ist mitsamt den Umgängen behutsam restauriert worden: Die zarte Farbigkeit der Umgänge wurde wiederhergestellt. Das Rot der Saaldecke hat man zurückgenommen, damit sich die neuen Elemente besser in die Substanz einfügen.
Um eine moderne Bühnentechnik zu integrieren, musste das Bühnenhaus komplett entkernt, neu abgedichtet und ein für die zu erwartenden Lasten zusätzliches Tragwerk eingebaut werden. Die Bühne hat man im Zuge dessen zur Kreuzbühne ausgebaut, indem die Seiten- und die Hinterbühne erweitert und der Raum innerhalb der Balustraden leicht erhöht wurde. Das Gebäude ist mit Ankern gegen ein Aufschwimmen gesichert und durch eine Wanne aus 3,2 cm dickem Stahlblech gegen das Grundwasser abgedichtet; dieses Prinzip kommt aus dem Schiffsbau.
Das angegliederte ehemalige Magazingebäude ist in zwei Nutzungen aufgeteilt worden: Die eine Hälfte dient als Probenzentrum, die andere erhielt die Stiftung Barenboim für den Bau der Barenboim-Said-Akademie. Die alte Fassade wurde aus Denkmalschutzgründen abgetragen und während der Bauzeit eingelagert, die restliche Substanz abgerissen. Das alte Magazingebäude kam für eine Umnutzung nicht infrage – es war ehemals ein Lagergebäude, und die benötigte Dichte an Probesälen hätte man hier nicht umsetzen können.
Vor der Sanierung verband nur ein unterirdischer Fußgängertunnel das Probenzentrum mit dem Bühnenturm. Dieser Tunnel wurde vergrößert und dient heute nicht nur als Verbindungsgang für die Mitarbeiter, sondern auch als Werkhalle und Transportweg für die Bühnendekoration. Die Kulissen, bis zu 8 Meter hoch, werden halbiert, auf die Unterbühne gefahren und über dieses unterirdische Bauwerk zu den Probesälen transportiert, wo sie wieder aufgebaut werden. Diese Abfolge erleichtert die Abläufe im Haus und ermöglicht Proben in den Originalkulissen. Das unterirdische Bauteil bildete eine wesentliche Aufgabe von hg merz, verschlang einen hohen Budgetanteil und stellte eine große Herausforderung dar: Das Bauteil stand bis zu drei Viertel im Grundwasser, im Verlauf der Bauarbeiten wurde ein Bunker in der Baugrube gefunden, und es stellte sich heraus, dass die Pfähle der Gründung viel weiter in die Tiefe führten, als die Archäologen aus den Voruntersuchungen erwartet hatten. Daher musste die gesamte Gründung des unterirdischen Bauwerks während der Bauarbeiten neu konzipiert werden.
Die Eröffnung der Staatsoper für ausgewählte Gäste fand am 3. Oktober dieses Jahres statt. Der reguläre Spielbetrieb startet ab Dezember 2017, pünktlich zum 275-Jahre-Jubiläum der Staatsoper.
hg merz, Berlin
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hg merz ist als Architekturbüro auf den Umbau und die Erweiterung historisch bedeutender Gebäude spezialisiert. Bauen im denkmalgeschützten Bestand und die Verknüpfung baulicher, konservatorischer und musealer Anforderungen bilden seit über 30 Jahren, neben der Ausstellungs- und Museumsgestaltung, den Fokus der Arbeit von hg merz. Als Gründer und Geschäftsführer von hg merz kuratiert Prof. Dr.-Ing. h. c. HG Merz seit über dreißig Jahren Ausstellungen, konzipiert
Museen, erstellt Masterpläne für Kulturinstitutionen und berät Auftraggeber und Architekten auf internationaler Ebene. Neben seinem interdisziplinären Team steht HG Merz dabei ein enges internationales Netzwerk von Experten aus Architektur, Wissenschaft, Kunst und Design zur Seite. HG Merz ist seit über zwanzig Jahren in der universitären Lehre tätig, hält zahllose Vorträge und Workshops im In- und Ausland, ist Preisrichter internationaler Wettbewerbe und publiziert in den Bereichen Museum bzw. Ausstellung und Bauen im Bestand.
Projekte (Auswahl)
2016 Hessisches Landesmuseum, Kassel
2015 Richard-Wagner-Museum, Bayreuth
2013 Gedenkstätte Hohenschönhausen, Berlin
2012 Porsche Pavillon, Wolfsburg
2012 Staatsbibliothek Unter den Linden, Berlin
Produktinformationen
WT Eurostyle, Europlus, Euroeco Spezial, THM 2000, Tempesta, AP Nova + Skate: Klassiker wie die stilvollen GROHE Armaturenlinien Eurostyle, Europlus und Euroeco Spezial (barrierearm) sowie der Grohtherm 2000 Brausethermostat und die Handbrause Tempesta überzeugen ebenso mit zurückhaltender Gestaltung wie die WC-Betätigungen Nova und Skate.